Für die 103. Starboot Weltmeisterschaften 2025 im malerischen Split zwischen der kroatischen Küste und den Inseln Brač und Šolta fanden sich 101 Teams aus 19 Nationen ein, darunter acht Mannschaften aus Österreich eine bayerisch/österreichisches Team mit Daniel Fritz und Michi Oberweger und und mit Pavle Kostov und August Schram eine unter kroatischer Flagge segelnde Mannschaft aus dem österreichischen Stella Maris Team.
Alles was sich in dieser Klasse in den letzten Jahren Rang und Namen verschafft hat schien sich im Segel Club Mornar, einem hervorragenden Gastgeber für diese WM, einzufinden: John Kostecki mit Austin Sperry, Robert Stanjek mit Marcel Vockel, Diego Negri mit Sergio Lambertenghi, Mateusz Kusznierewicz mit Bruno Prada, Lokalfavorit Tonci Stipanovic mit Tudor Bilic, Klassenpräsident Paul Cayard, der sich für dieses Jahr die Dienste von Frithjof „Frida“ Kleen gesichert hat und natürlich Hans Spitzauer mit seinem langjährigen Voschoter Chirstian Nehammer.
Nach dem ersten Wettkampftag (ein Rennen über einen zwei Seemeilen-Kurs pro Tag) fand sich allerdings keines der favorisierten Teams an der Spitze wieder. Bei spät einsetzender, aber beständiger Brise konnten die jungen Roman Stelzl und Pirmin Sablatnig mit einem siebten Rang auftrumpfen. Spitzauer/Nehammer mussten nach einem OCS zurück über die Startline und waren chancenlos im Mittelfeld.
Apropos OCS: Das riesige Feld an der 1,1 Kilometer (!) langen Startlinie unter Kontrolle zu halten, übernahm dieses Jahr zum ersten Mal bei der WM das mesh-basierte elektronische "Race Sense“ System der Firma Vakaros. Die dazu nötigen „Atlas2“-Instrumente mit monochromen Display und vollgespickt mit Sensoren sind an einer exakt definierten Position am Deck auf jedes Schiff zu montieren. Der Vorteil: kein „Pingen“ der Startmarken mehr, keine individuelle Zeitnahme, keine allgemeinen Rückrufe, und niemand konnte sich mehr - verdeckt von anderen Teilnehmern - vorzeitig über die Startlinie mogeln und einem Rückruf entgehen. Bis zu 35 Teilnehmer aufs Mal wurden an den Starts über die Anzeige am Display auf einen Frühstart hingewiesen und konnten sich, vom System überwacht, mit einer Rückkehr über die Linie freimachen. Undenkbar mit menschlichen Mitteln alleine.
Tag zwei der WM brachte die favorisierten Teams dichter an die Spitze. Mit leichtem Gradient-Wind aus Süd und sich am Ende durchsetzender Brise aus Nord-West wurde das Feld auf dem letzten Abschnitt etwas getestet, dennoch kam ein Resultat zustande. Diego Negri übernahm die Spitze, Kusznierewicz, Eric Doyle und Altmeister Enrico Chieffi waren in Lauerstellung. Einzig Cayard/Kleen schienen noch abgeschlagen und mussten auf einen Streicher hoffen.
Spitzauer/Nehamnmer und Stephan Schurich mit Michael Müller waren noch auf Formsuche.
Tag 3 bescherte Windböen mit bis zu 35 Knoten und den Seglern einen freien Tag, um die kroatische Gasfreundschaft zu genießen. Der pragmatisch organisierte und außerordentlich sportlich ausgerichtete Segel Club Mornar ist der an olympischen Medaillen gemessen erfolgreichste Sportverein Kroatiens und die ideale Heimstätte für hochklassige Wettbewerbe. Dazu kommen die vielen langen Traditionen und die außergewöhnliche Lebendigkeit der Starboot-Klassenvereinigung. Beeindruckend, die Geschichten der Routiniers, die aktiven Nachwuchsförderung in der Klasse und die vielen Sonder- und Gedächtnispreise, die zur WM vergeben werden.
Der vierte Tag, brachte wieder den üblichen Schönwetterwind am Nachmittag für zwei Wettfahrten. Wieder sorgte ein U30 Team für eine Überraschung: Nick Heuwinkel und Jesper Spehr aus Deutschland führten mit den Rängen 22 und vier das Feld an. Stelzl/Sablatnig zeigen mit einem starken 23. Rang im vierten Rennen auf und kratzen immer noch an den Top 20 in der Zwischenwertung. Spitzauer/Nehammer erlitten erneut mit einem OCS einen Rückschlag nach einem guten 14. Rang im ersten Rennen des Tages.
Zum ersten Mal konnten auch Pavle Kostov und August Schram zeigen, was sie bei Coach Spitzauer gelernt haben und fanden sich nach den Rängen zehn und 18 auf dem 26. Gesamtrang. Allerdings haben sie nach einer unfreundlichen Begegnung mit einem amerikanischen Favoriten durch eine Unkonzentriertheit ihren Mast verbogen, was sich in den letzten Tagen noch unangenehm auswirken sollte…
Am Tag fünf und vor dem letzten Rennen schafften die Altmeister klare Verhältnisse. Unter den Top zehn fanden sich 6 ehemalige Weltmeister, in Führung Paul Cayard mit Frithjof Kleen. Spitzauer/Nehammer fuhren nach starkem Start und hoher Geschwindigkeit vor dem Wind auf Rang drei. Stephan Schurich und Michael Müller fanden sich im Gesamtergebnis am Sprung zu den Top 30 mit einem guten 28. Platz im Rennen des Tages.
Für einen Klassenneuling wirkt die Tradition, bei der Starboot-WM nur ein Rennen pro Tag über einen zwei Seemeilen langen Kurs zu fahren etwas aus der Zeit gefallen, wird doch in den meisten anderen Bootsklassen mit einer Zielzeit von selten mehr als 50 Minuten pro Rennen gesegelt. Tatsächlich hat sich das 101-Schiffe-Feld jedoch über den langen Kurs angenehm entzerrt, und die von starken Persönlichkeiten geprägte Konkurrenz sah sich seltener mit ausufernden Wegerechtsdiskussionen konfrontiert. Ein Umstand, der sehr zu entspannten Abenden in freundschaftlicher Runde nach den Rennen beigetragen hat.
Am letzten Tag machten es Cayard/Kleen noch einmal unfreiwillig spannend, als Kleen auf der letzten Kreuz über Bord ging. Mit einem beherzten Griff an die Vorderkante des Kiels gelang es ihm, beim Schiff zu bleiben und rasch wieder aufs Deck zu klettern. Ein siebter Rang im Rennen genügte, um - 37 Jahre nach seinem Ersten - Paul Cayard den zweiten Weltmeistertitel zu sichern und Frithjof Kleens Ruf zu untermauern, Weltmeister zu produzieren.
Lokalfavoriten Tonci Stipanovic und Tudor Bilic erreichten Platz fünf. Hervorragend noch einmal die jungen deutschen Nick Heuwinkel und Jesper Spehr mit einem fünften Rang, gesamt auf Platz sechs.
Spitzauer/Nehammer schlossen mit einem 15. Rang auf Platz 18 ab. Für das Stella Maris Team Kostov/Schram endete die WM mit einem ausgezeichneten 23. Platz, gesamt.
Schurich/Müller überholten am letzten Tag noch Stelzl/Sablatnig und schafften es in die Top 30, einen Platz vor den nicht ganz zufriedenen Daniel Fritz und Michi Oberweger.
Rainer Wilhelm und Adi Lüzlbauer steigerten sich über den Verlauf der WM deutlich, wurden jedoch von einer Disqualifikation zurückgeworfen und sind am letzten Tag nicht gestartet.
Claudia und Julia Graber zeigten mit einem am Mittelfeldplatz am vierten Tag auf, hätten sich wohl aber insgesamt mehr Leichtwind-Tage gewünscht.
Was bleibt sind fabelhafte Erinnerungen an hochklassigen Segelsport in malerischer Kulisse bei sommerlichen Temperaturen und die Erkenntnis, dass das Selbstbewusstsein der Starsegler durch einen starken Zusammenhalt, lange Traditionen, gute Pflege der Klassenvereinigung und ein herausfordernd und toll zu segelndes Schiff mehr als gerechtfertigt ist.
August Schram
Fotos ( International Starclass © Martina Orsini )
Ergebnis
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Day1 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Day2 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Race 3 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Race 4 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Race 5 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Race 6 Highlights
STAR WORLD CHAMPIONSHIP 2025 - Medal Ceremony